Organisationaler Wandel mit blinden Flecken – warum clevere Change-Pläne oft trotzdem scheitern
In vielen Veränderungsprozessen, die ich begleiten durfte, gab es ein stabiles Fundament – eine durchdachte Architektur, Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten, ein feines Gespür für Stakeholderdynamiken und die Fähigkeit, Menschen wirklich zu beteiligen.
All das ist wichtig. Sehr wichtig!
Und doch sehe ich etwas, das allzu oft übersehen wird – gerade dort, wo der Veränderungswille groß ist:
Veränderungsprozesse scheitern selten an der Strategie –
sie scheitern an den blinden Flecken der Gestalter.
In den letzten Jahren habe ich viele Transformationen begleitet –
und einige auch mit etwas Abstand beobachtet.
Was ich dabei immer wieder sehe:
Eine innere Dringlichkeit, irgendwo ankommen zu müssen.
Etwas beweisen zu wollen.
Sich oder anderen zu zeigen, wie kraftvoll man gestalten kann.
Das ist ein sehr menschliches Bedürfnis.
Und es wäre an sich noch kein Problem –
wenn nicht genau diese Dynamik oft unbewusst bliebe.
Denn dann passiert Folgendes:
Die Gestalter umgeben sich mit Change-Teams, die ebenfalls leisten wollen.
Die gefallen möchten.
Die zeigen wollen, wie gut sie sind.
Und gemeinsam entsteht ein System, das vor allem eines will:
Erfolg. Ergebnisse. Sicherheit in der Wirkung.
Doch unter diesem Druck verschwinden oft die leisen Stimmen –
die, die wahrnehmen, was (noch) fehlt.
Die spüren, wo das System nicht mitkommt.
Und statt sie einzuladen, werden sie entwertet:
als Bremser, als Zauderer, als Störenfriede.
Dabei wären sie so oft genau das:
Hinweise auf das, was für einen gelingenden Wechsel noch fehlt.
Ich glaube: Gute Change-Begleitung braucht mehr als Struktur und Methoden.
Sie braucht die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen.
Auch – oder gerade – als Beraterin, Coach oder Organisationsentwicklerin.
Ich nehme diese Verantwortung ernst.
Ich hole mir Supervision –
weil ich weiß, wie schnell wir Teil des Musters werden können, das wir lösen wollen.
Und weil ich weiß, dass auch ich meine blinden Flecken habe –
und es dafür manchmal Menschen braucht, die außerhalb meines Systems stehen.
Ein gelingender Wechsel braucht nicht nur Moderation, sondern Meta-Reflexion.
Nicht nur Ergebnisse, sondern Einladung zur Erkenntnis.
Was sind deine Erfahrungen?
Wo hast du erlebt, dass Veränderung an Unsichtbarem gescheitert ist?