Friederike Hübner
Blog

Wenn Chef und Team sich gegenseitig ausbremsen – und keiner sagt es laut

Wie unausgesprochene Erwartungen und Kontrollmuster stille Frustration erzeugen – und was es braucht, damit wieder Fluss entsteht.
Führungskräfte Coaching, In den Fluss bringen, Konflikte lösen als Führungskraft

Ich begleite eine Führungskraft – strategisch stark, fachlich brillant, mit großem Gestaltungswillen.
Und gleichzeitig mit spürbarer Gereiztheit, wenn Dinge nicht so laufen wie gedacht.

Er sagt:
„Ich hab doch alles klar kommuniziert – warum liefern die nicht?“

Was ihn frustriert, ist nicht Faulheit.
Es ist, dass er sich nicht verlassen kann.
Nicht auf Ergebnisse. Nicht auf loyale Mit-Denker. Nicht auf das, was zurückkommt.

Doch im Team sieht es anders aus. Dort erzählen mir Menschen:
„Ich habe ständig das Gefühl, dass es nicht reicht.“
„Man weiß nie, was heute wieder nicht passt.“
„Ich denke lieber nicht laut – ich warte lieber ab.“

Es entsteht ein Klima der Vorsicht.
Nicht, weil der Chef laut wird – sondern weil er zu viel erwartet.
Oder zu wenig Vertrauen zeigt.

Denn wer in der Führung zu viel kontrolliert und mit festen Vorstellungen führt, erzeugt nicht nur Unsicherheit.
Sondern nimmt dem Team die Luft für freies, kreatives Denken.

Bei der Führungskraft passiert etwas anderes:
Sie verharrt im Denken, in konkreten Vorstellungen, in inneren Kontrollschleifen – um nicht fühlen zu müssen.
Denn: Denken kann zur Schutzstrategie werden – gegen das, was im Inneren nicht gefühlt werden darf.

Oft läuft es dann so ab:
Das Team liefert das, was es glaubt, liefern zu müssen –
nicht das, was es eigentlich einbringen könnte.

Was bleibt, ist stille Frustration auf beiden Seiten.
Der Chef denkt: „Die machen zu wenig.“
Das Team denkt: „Der sieht nicht, was wir leisten.“

Und keiner sagt es.

Bis zu dem Moment, in dem jemand den Mut findet, das Muster zu benennen.
Nicht selten bin ich das.
Nicht selten braucht es einen Rahmen, der das möglich macht.

Genau da wird es spannend:
Wenn Führungskräfte bereit sind, ihr Verhalten im Spiegel des Teams zu sehen –
und das Team bereit ist, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen.

Wirkliche Veränderung passiert, wenn alle in den Kontakt gehen.
Nicht perfekt. Sondern ehrlich.
Nicht mit Technik. Sondern mit Klarheit, Vertrauen – und einem sicheren Raum.

Wie erleben deine Mitarbeitenden dich, wenn’s eng wird?
Und was wünschst du dir manchmal von deinem Team – ohne es laut zu sagen?