Friederike Hübner
Blog

Mit zur Zumutung – wenn Führung nicht bequem ist

Echte Führung zeigt sich, wenn Entscheidungen unbequem werden. Es braucht Mut, um Verantwortung über Beliebtheit zu stellen.
Mut zur Zumutung – Konflikte lösen als Führungspersönlichkeit

Was tun, wenn Du spürst, dass ein Kurswechsel nötig ist – obwohl andere noch am Alten hängen?

Ein Klient von mir stand genau an diesem Punkt.
Er leitete einen Unternehmensbereich, der über Jahre hinweg eine hochgeschätzte Innovationsplattform aufgebaut hatte – ein Ort kreativer Energie, bereichsübergreifender Zusammenarbeit, Symbol für Zukunftsfähigkeit.
Doch mit der neuen strategischen Ausrichtung – stark KI-orientiert – war diese Plattform aus seiner Sicht nicht mehr zukunftsfähig.
Er sah, dass sie Ressourcen band. Dass sie den Blick zurückhielt.
Und dass sie das Unternehmen – bei aller emotionalen Bindung – daran hinderte, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen.

Doch kaum jemand wollte das hören.
Es war ein Herzensprojekt vieler Mitarbeitender.
Ein Symbol. Ein Stolz. Ein Gefühl von Zugehörigkeit.

Und genau darin lag die Zumutung:

Er wusste, dass seine Entscheidung enttäuschen würde
Dass sie Kritik auslösen, Rückfragen provozieren
Dass sie vielleicht sogar Loyalität erschüttern würde
Aber: Er hatte sich geklärt.
Im Coaching haben wir hinterfragt, was ihn wirklich trieb:

War es persönliche Ungeduld?
Strategischer Klarblick?
Ein Bedürfnis nach Profilierung – oder echte Verantwortung fürs Ganze?
Er kam zu dem Punkt, an dem er sagen konnte:
„Ich weiß, dass es wehtun wird – aber ich weiß auch, dass es richtig ist.“

Und genau da beginnt Führung.

Denn Mut zur Zumutung heißt nicht: rücksichtslos agieren.
Sondern: die langfristige Verantwortung höher zu gewichten als kurzfristige Beliebtheit.

Ich begleite Menschen genau an diesem Punkt.
Nicht mit einer fixen Roadmap – sondern mit Raum, in dem innere Klärung möglich wird.
Wo das eigene Ego, die Sorge um Zustimmung, der Wunsch, gemocht zu werden, überprüft werden darf.
Wo sich ein tieferes Commitment zeigen kann – nicht nur zur eigenen Rolle, sondern zum Wohl des Ganzen.

Und ich unterstütze darin, diese Klarheit nach außen zu tragen – so, dass die Enttäuschung ernst genommen, aber nicht vermieden wird.
Denn Führung ist nicht dazu da, Erwartungen zu erfüllen.
Sondern einen Raum zu halten, in dem Transformation möglich wird.

Wann warst Du zuletzt in der Situation, eine unbequeme Entscheidung treffen zu müssen?
Wie bist Du damit umgegangen?